Frohsinn

Lass uns froh sein, dass wir hier sind”, sagt Maxim zu Miranda. „Ja, hast schon recht.” Ihre Stimme klingt belegt. Ihr Blick folgt ihren Händen, die sie gerade an ihrer Funktionsradlerhose abwischt. „Wollen wir dann weiter?”, Maxim steigt aufs Rad und setzt seinen Helm auf. Hinter ihm leuchtet die Temperaturanzeige der örtlichen Bank auf. 9:01 Uhr, 25°C. Miranda seufzt. Vor ihr liegen knapp 80 km mit dem Rad und sie trägt ausschließlich lange Kleidung. Der Wetterbericht las sich vor ihrer Abreise noch ganz anders. Gestern Abend hatte ihr bereits einer der Einheimischen zugeflüstert, dass sich das Wetter hier binnen Minuten ändern kann. Er hat Recht behalten.

Der Stoff klebt an ihrer Haut, obwohl der Hersteller explizit mit der Wasserleitfähigkeit wirbt. Schweißperlen stehen auf ihrer Stirn und der Helm ist bereits tropfnass von innen. Miranda steht mitten in der kleinen Stadt an irgendeiner Ecke und hat nur einen Wunsch: Bleiben und Ankommen. Nicht getrieben sein, sondern entspannen.

„Was hältst du davon, wenn wir heute Pause machen?” – „Wir haben doch noch gar nicht richtig angefangen.” – „Genau das ist das Problem: Es sind jetzt schon 25 Grad und ich bin viel zu warm angezogen.” – „Ach komm schon. Der Fahrtwind kühlt dich ab. Bei uns zu Hause ist es am Regnen. Freu’ dich doch über die Sonne. Sei froh, dass du hier bist und nicht zu Hause.” Miranda hebt den Kopf etwas höher und streckt die Brust nach vorn. „Das hast du eben schon gesagt. Ich kann mich aber nur darüber freuen, wenn ich mich auch wohl fühle. Fahr du ruhig. Ich bleibe hier und gucke mir das Städtchen an.” Maxim runzelt die Stirn. Er ist es nicht gewohnt, dass sie klare Ansagen macht. Es ist einfach zu warm. Miranda sehnt sich nach einem schattigen Plätzchen und einem Buch.

Manchmal muss man seine Pläne ändern und flexibel anpassen, um sich wohl zu fühlen. Sie schließt ihr Rad ab. Verabschiedet sich. Geht. Als sie um die Ecke biegt, sind die Mundwinkel bis zu den Ohren hochgezogen. Sie schuldet niemandem außer sich selber eine Erklärung, warum sie was wann macht. Und bei der Hitze hätte sie sich nicht erklären können, warum sie 80 km Fahrrad fährt. Am Ende der Straße sieht sie ein kleines Café. Kaffeegeruch dringt in ihre Nase. Wunderbarer Frohsinn.

Lebt leuchtend, Lena.

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