Kindheitserinnerungen

In der kleinen Küche riecht es nach angebratener Butter. Immer und seit Ida denken kann. Sie steht vor dem Fenster und blickt durch das dreckige Fliegengitter, das sie vor vielen Jahren gemeinsam mit ihrer Großmutter angebracht hat. „Na Idakind, was ist los?”, ihre Oma steht hinter ihr. „Nichts, ich hab nur gerade daran gedacht, wie wir das angeklebt haben.” – „Das ist aber schon ein paar Donnerstage her. Wie kommst du jetzt drauf?” Ida zuckt mit den Schultern. Sie nimmt ihre Oma in den Arm. „Ist schön, wieder hier zu sein.” – „Ist schön, dich mal wieder hier zu haben.”

Das Frühstück schmeckt nach Kindheit und der Kaffee nach dem ersten Kater. Damals nach dem Dorffest. Was hätte Ida nur gemacht, wenn ihre Oma sie nicht an ihren Eltern vorbei aus dem Zelt geschleust hätte. Die Wachstischdecke klebt an Idas nackten Beinen. Eine Fliege versucht beharrlich, sich auf ihrem Haar niederzulassen. Sie schüttelt den Kopf und hofft, den Besucher so vertreiben zu können. Auch das kommt ihr sehr bekannt vor. Als hätte jemand die Zeit eingefroren, hat sich hier nichts verändert. Ein Museum ihrer Kindheitserinnerungen und Meilensteine. Das Bett, in dem sie letzte Nacht geschlafen hat. Immer noch dieselbe Kuhle in der Matratze. Früher hat Ida besser hineingepasst.

Das Haus ächzt noch immer unter der Hitze am Tag und den kühleren Nächten. Es scheint daher niemals zur Ruhe zu kommen. Auch ihre Oma sitzt immer noch in dem gleichen Sessel an der gleichen Stelle wie immer mit den gleichen Stricknadeln in der Hand. Ida schmunzelt. Zugegebenermaßen hat ihre Oma ein paar Falten dazugewonnen. Aber sie ist ja selbst schließlich auch kein kleines Mädchen mehr.

Nein, das kleine Mädchen stolpert gerade aus der Tür auf die Terrasse. Sie hält sich schwankend an einem nahestehenden Stuhl fest. „Mama, bei Uroma ist es ganz toll.” Sie klettert auf Idas Schoß und flüstert: „Können wir öfters kommen?” – „Oh das fände ich sehr schön.” Nicht nur Idas Kindheitserinnerungen sollen hier Platz haben, sondern auch die ihrer Tochter. Ida beginnt, ohne es zu merken, ein Lied zu summen. Plötzlich steht ihre Oma hinter ihr, legt die Hand auf ihre Schulter und gemeinsam singen sie Idas Tochter ihr altes Lieblingslied vor.

Lebt leuchtend, Lena.

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