Kuchendate

Schon während sie die Tür öffnet, wabern ihr die unterschiedlichsten Gerüche entgegen. Frische Zitrone trifft den süßlichen Zuckergeruch gebrannter Mandeln. Ein Hauch zu lang gebackenen Teigs liegt genauso in der Luft wie frisch aufgebrühter Kaffee. Die Tür fällt mit einem dezenten Klingeln in das Schloss zurück. Die kleine goldene Glocke, die oben rechts an der Tür angebracht ist, leistet schon seit Jahrzehnten ihren Dienst. Sina betritt den Verkaufsraum der Konditorei. Nicht lange und das ihr so bekannte Gesicht taucht aus der Backstube auf, lächelt sie an und begrüßt sie. „Guten Morgen Sina, wie immer?“ – „Was täte ich ohne Euch am Montagmorgen. Ja bitte!“ Die Verkäuferin bereitet ihren Kaffee zu und belegt außerdem ihr Vollkornbrötchen mit dieser unglaublich leckeren Salami. Aus den Augenwinkeln beobachtet sie, wie auch ein Himbeertörtchen in die Papiertüte wandert. Sina grinst. Wenn sie bei der Arbeit ankommt, wird das Törtchen mit den herrlich roten und zarten Früchten schon nicht mehr da sein. Sie schlendert durch den Verkaufsraum, in dem die saisonalen Besonderheiten angeboten werden. Ihre Gedanken wandern von den kleinen Marzipanbooten zu der Reederei und den aktuellen Zahlen.

„Aua“, entfährt es ihr. Sie dreht sich um. Der Kerl vor ihr, hat sie mit seinem Ellbogen getroffen. Kein Wunder, wenn man nicht einmal die Sonnenbrille abnimmt, um einen Raum zu betreten. „Entschuldige bitte. Ich habe dich nicht gesehen. Ich war so fasziniert von den feinen Verzierungen.“ – „Schon gut, nichts passiert.“ Er atmet auf und lächelt sie an. Viel kann sie von seinem Gesicht aber nicht sehen. Einerseits wird die Augenpartie von der Sonnenbrille verdeckt und anderseits balanciert er drei Kartons mit dem Aufdruck der Konditorei vor seinem Bauch und hält diese mit seinem Kinn stabil zusammen. „Große Party geplant heute?“, fragt sie ihn und deutet auf die Kartons. „Meine Oma hat mich gebeten, die abzuholen. Sie wird heute 70 und hat ihre Freundinnen zum Kaffeeklatsch eingeladen.“ – „Ah ok, dann sag deiner Oma alles Gute.“ Aus dem Hintergrund hört Sina, wie ihre Bestellung auf den Tresen gestellt wird. „Ich muss los.“, sagt sie dem Fremden, bezahlt und nimmt ihre Sachen.

Auf dem Parkplatz sucht sie nach ihrem Autoschlüssel und seufzt. Im Laden neben den kleinen Marzipanbooten vergessen. Sie nimmt ihr Handy in die Hand und beginnt eine Nachricht an ihre Assistentin: „Komme etwas spä…“ Rumps. Um sie herum liegen Tortenstücke und geöffnete Pappschachteln auf dem Boden. Sie ist mit gesenkten Kopf in den Typen reingelaufen, als dieser gerade dabei war, die Tür zu öffnen. „Entschuldige bitte. Ich kaufe dir gleich neue Torten. Ich hätte nicht auf mein Handy gucken sollen.“ – „Ach, zweimal innerhalb von fünf Minuten. Ich denke das Schicksal will uns etwas sagen. Und meine Oma fand meinen Sandkuchen früher immer ganz toll.“ Er grinst sie an. Gemeinsam heben sie die Reste vom Fußboden auf und begeben sich zurück in den Verkaufsraum. „Wir könnten natürlich auch noch einen Kaffee zusammen trinken.“, schlägt er vor. „Jetzt sind wir doch eh beide schon zu spät.“ – „Bist du immer so schnell? Wir kennen uns doch gar nicht.“ – „Stimmt. Hi, ich bin Moritz. Freut mich, dich kennen zu lernen. Hast du Lust, einen Kaffee mit mir zu trinken?“ Sina lächelt. Ohne Sonnenbrille sieht er ganz sympathisch aus. Warum eigentlich nicht. „Aber nur, wenn wir auch Kuchen dazu essen.“, antwortet sie. „Vor acht Uhr morgens esse ich eigentlich nur Sahnetorte. Kuchen ist mir zu trocken.“ Beim Grinsen tauchen zwei Grübchen auf seinen Wangen an. Humor hat er schon mal. Sina bestellt zwei Kaffee und zwei Stück Erdbeertorte.

Lebt leuchtend, Lena.

P.S. Hat Euch der Beitrag zum Lächeln gebracht? Was hat Euch gefallen und was vielleicht auch nicht? Ich freue mich auf Euer Feedback in den Kommentaren oder per Kontaktformular.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert