Oder: Fünf Lebenslektionen für die Zukunft
Das neue Jahr ist gerade zwei Wochen alt. Für mich ein guter Anlass, nochmal zu rekapitulieren, was ich im Jahr 2021 gelernt habe und welche Lebenslektionen ich in diesem Jahr nutzen werde. Ich teile mit euch fünf Erkenntnisse, die mich meinem Ziel 2021, gelassener durch meinen Alltag zu gehen, näher gebracht haben.
Lektion Nr. 1: Gelassenheit ist eine Kunst, die erlernt werden muss.
Gelassenheit war mein großes Thema im Jahr 2021. Geduliger werden, nicht alles sofort wollen und gelassen auf Veränderungen und Probleme reagieren. All diese Dinge hatte ich mir vorgenommen. Aber wir haben nun einmal keinen Schalter im Gehirn, durch den man auf Knopfdruck in einen entspannten Gelassenheitsmodus wechseln kann.
Mein erster Weg, wenn ich mir etwas vornehme und nicht genau weiß, womit ich anfangen soll: Bücher. So bin ich auf den “Daily Stoic” von Ryan Holiday gestoßen, der meine Denkweise nachhaltig verändert hat. Das Buch bietet für jeden Tag des Jahres ein Zitat bekannter Stoiker an und setzt dieses ins Verhältnis zu unserer heutigen Zeit. Erstaunlich modern wirken da einige Hinweise, die jahrtausende alt sind.
Die stoischen Lehren im Alltag zu nutzen und immer wieder im Hinterkopf abzuspulen, kann bei uns zu mehr Resilenz im Alltag führen. Resilenz wird weithin als psychische Widerstandsfähigkeit für schwierige Situationen bezeichnet, die der resilenten Person hilft, ohne langfristigen Schaden aus fordenden Lebenslagen herauszugehen. Insbesondere die stoische Akzeptanz, nicht alles kontrollieren zu können und nur die eigenen Geistesfähigkeiten wirklich nutzen zu können, hat mich diesem Ziel in vielen Momenten des letzten Jahres näher gebracht.
Journaling als Wegbegleiter
Noch viel wichtiger ist aber folgende Erkenntnis: Gelassenheit ist kein Ziel, das man erreicht und dann abhaken kann. Die Kunst ist, sich jeden Tag bewusst mit der eigenen Gefühlswelt und möglichen Triggern zu beschäftigen, die das Gleichgewicht stören. Tagebuch zu schreiben und die eigene Situation immer und immer wieder aufs Neue aus möglichst vielen Perspektiven zu bestrachten, ist dabei nicht nur aus Sicht der alten Stoiker essentiell. Dabei liege ich dann mit dem neudeutschen Trend des “Journaling” auch noch voll in der aktuellen Zeit.
Natürlich kostest es mich wertvolle Minuten meines Tages, wenn ich mich morgens als erstes hinsetze und beginne, aufzuschreiben, was mir durch den Kopf geht. Aber diese Minuten sind, auch am Abend übrigens, sehr wertvoll investierte Zeit. Meine Gedanken zu sortieren, hat in den meisten Situationen folgenden Effekt: Vermeintlich schlimme Dinge und unlösbare Probleme verlieren ihren Schrecken. Einmal aufgeschrieben sind sie nicht mehr unfassbar groß, sondern fassbar auf Papier. Ich könnte zählen, wie viele oder besser wie wenige Worte ich benötige, um mein Problem zu beschreiben.
Einerseits hilft das dabei, auch mit meiner Außenwelt besser und deutlicher kommunizieren zu können, was mich zur Zeit umtreibt, weil ich selber bereits klare Worte gefunden habe. Andererseits gebe ich meinen negativen Gedanken wortwörtlich einen Platz zum Verweilen, an dem ich sie zurücklassen kann. Ich habe sie aufgeschrieben und für die Ewigkeit festgehalten. Es gibt jetzt keinen Grund mehr, mich weiter ziellos mit dem negativen Gedankenstrudel zu befassen.
Auch für die Zukunft erinnere ich mich oft an diese Lebenslektion: Gelassenheit will gelernt sein. Aber vor allem muss Gelassenheit im Alltag geübt werden.
Lektion Nr. 2: Die Kontrolle verlieren, ist nicht aufgeben.
Das Gefühl, plötzlich nichts mehr unter Kontrolle zu haben und sich dem Chaos der Situation hilflos ergeben zu müssen, ist schrecklich. Hier hat mir der stoische Perspektivwechsel unglaublich geholfen: Ich hatte die Situation noch nie unter Kontrolle. Demnach kann kann ich sie auch nicht verlieren.
Nur ein blöder Gedankenstreich, für den du sowieso zu klug bist? Probier es mal einen kleinen Moment aus: Stell dir vor, du kannst nichts, außer deiner eigenen Gedankenwelt kontrollieren. Deine Reaktionen sind deine Reaktionen. Da bist du der Chef. Was deine Kinder, dein Partner, dein Chef oder wer auch immer gerade tun, entzieht sich deiner Kontrolle. Wie du aber auf diese Situation reagierst, ist deine Sache. Die volle Bandbreite deiner Reaktionen von genervt über wütend bis entspannt stehen dir zur Vefügung. Hier hast du die Kontrolle. Also nutze sie. Je nachdem, wie du reagierst, veränderst du selbstverständlich auch die Gesamtsituation. Das ist die Macht, die du wirklich hast. Durch deine bewusste Reaktion, kannst du problematische Situationen lösen.
Diese Lebenslektion ist wirklich wichtig: Was man nicht hat, kann man nicht verlieren. Das bedeutet aber nicht, dass man deshalb aufgeben darf. Auch ich hatte im Jahr 2021 schwere Schicksalsschläge, die mich an den Rand der Verzweiflung gebracht haben. Geholfen hat mir nur die Erkenntnis, das ich allein entscheide, wie ich damit umgehe. Das ist wirkliche Kontrolle. Kontrolle über meine weiteren Schritte, Kontrolle über meine Einstellung zu Dingen. Kontrolle darüber, ob ich mich weiter ohnmächtig fühlen will, oder ob ich mich aktiv dazu entscheide, mich nicht von diesem blöden Schlag ins Gesicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Externe Dinge, die mich hart treffen, kann ich nicht verhindern. Ich kann aber verhindern, dass sie mich zum Aufgeben zwingen.
Lektion Nr. 3: Meine Priorität ist meine Familie. Punkt.
Die Idee, mit dem Schreiben langfristig Geld zu verdienen, entstand ziemlich genau vor einem Jahr. Nach wie vor reizt mich die Vorstellung davon enorm. Nicht so sehr wegen des Geldes, das realistisch betrachtet ohnehin nicht einfach vom Himmel fallen wird, sondern wegen der Flexibilität, die ich damit verbinde: Zeit mit meiner Familie zu verbringen, ist ein wesentlicher Bestandteil meines eigenen Wohlbefindens.
Und dann kam die Idee, diesen Blog auf Social Media Kanälen zu bewerben und meine MorgenGeschichten auch auf Instagram zu veröffentlichen. Plötzlich wurde aus dem Schreiben eine Rundum-Marketing-Aufgabe. Das ist völlig in Ordnung und absolut richtig, wenn man Geld mit etwas verdienen möchte. In meinem besonderen Fall geht es aber zur Zeit noch nicht darum. Ich bin in Elternzeit und nutze das Schreiben vor allem als Ausgleich, um meinen Kopf fit zu halten. Ein Hobby, das vielleicht Potenzial hat.
In diesem Zusammenhang fehlt dir gerade noch folgende Information von mir: Bis zum Start dieses Blogs vor etwa einem Jahr, habe ich außer eines Whatsapp-Accounts keinen einzigen Social Media Account gehabt. Nicht einmal ein veraltetes und ungepflegtes facebook-Profil gab es von mir. Diese Abstinenz gehörte zu meiner Identität und hat mich sogar mit Stolz erfüllt: Mein Leben findet in der analogen Welt vor Ort statt. Mein Freund oder meine Freundin zu sein, bedeutete mehr, als nur auf irgendeiner Plattform mit mir zu kommunizieren.
Suchtfaktor: Social Media
Es kam, wie es kommen musste: Mein Handy war ständig in meinen Händen und ich habe durchgehend kontrolliert, ob ich neue Abonennten habe und wie gut meine aktuelle MorgenGeschichte ankommt. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber irgendwann fühlte ich mich dann auch bereit, mein Gesicht zu zeigen. Ich will hier nicht die Möglichkeiten der sozialen Medien verteufeln, die unglaublich vielschichtig sind. Aber ich habe nicht zuletzt durch meine aktuelle Schwangerschaft gelernt, dass mein Leben nicht im Internet, sondern in meiner Küche stattfindet.
Meine Priorität bleibt meine Familie. Wenn ich keine Zeit habe, meine Nachrichten zu checken geschweige denn zu antworten, dann ist das so. Noch ist es einfach nicht wichtig genug, jeden Blogbeitrag aktiv auf Instagram und Co. zu bewerben. Viel wichtiger ist es, meine kleinen Kleinkinder liebevoll durch ihre Kindheit zu begleiten.
Das Resultat dieser Lebenslektion: Mittlerweile liegt mein Handy überwiegend in einer Schublade.
Lektion Nr. 4: Ich halte mich an das, was ich mir vornehme.
Ich hatte noch nie größere Probleme damit, mich an meine eigenen (ernst gemeinten) Vorhaben zu halten. Heute weiß ich, warum das so ist und warum es mich übermäßig belastet, wenn ich meine Aufgabenliste am Ende des Tages mal nicht abgearbeitet habe. Und das ist im letzten Jahr wirklich oft passiert. Irgendwann wurde aus meinem Sohn ein Kleinkind, das nicht mehr wie ein Baby den ganzen Tag schläft. Oft habe ich abends frustriert festgestellt, dass ich schon wieder nichts getan habe. Stimmt natürlich nicht, ich habe mich um mein Kind gekümmert. Aber auch ich bin in unserer Leistungsgesellschaft sozialisiert und nicht frei davon, mich mit anderen Superfrauen zu vergleichen.
Eine echte Offenbarung war da die Lektüre des von mir bereits mehrfach erwähnten Buchs “The four Tendencies” von Gretchen Rubin. Ich gehöre laut ihres Tests und auch nach meiner eigenen Einschätzung eindeutig in die Kategorie der Upholder, bin also eine Pflichtenerfüllerin. Zur Erinnerung hier noch einmal die Definition, zu den anderen Persönlichkeitstypen geht es hier:
Der/Die Pflichterfüller:in erfüllt sowohl innere als auch äußere Erwartungen ohne Probleme. Es fällt ihm oder ihr leicht, eigene Bedürfnisse zu kennen und eine Balance zwischen der Erfüllung dieser Bedürfnisse und der Erfüllung fremder Erwartungen zu finden. Problematisch sind für diesen Persönlichkeitstyp Planänderungen und Pflichtverletzungen, die zu Frustration führen können.
Die Definition liefert gleich mein Problem mit: Kurzfristige Planänderungen bringen mich und die Gelassenheit, die ich doch so fleißig übe, ständig aus dem Konzept und sorgen für schlechte Laune.
Die Lebenslektion dabei ist tatsächlich die naheliegendste Lösung: Wenn ich mich an das halte, was ich mir vornehme, darf ich mir einfach nicht mehr so viel vornehmen. Ich habe also meine Aufgaben neu verteilt, wobei mir die 80/20-Methode nach Pareto sehr geholfen hat.
Lektion Nr. 5: Der Glaube an mich selbst, beflügelt mich.
Ich kann alles schaffen, was ich will. Es gibt Tage, da fühle ich diesen Satz tief in mir. Da fliege ich durch meine To-Do-Liste, baue im Kopf Luftschlösser und beginne häufig gleich mit der Durchsetzung. Am Ende des Tages fühle ich mich dann leicht und unverletzlich. Und müde, ich bin immer müde:) .
Und dann gibt es Tage, an denen mir nichts gelingen mag und schwere Selbstzweifel an mir nagen. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich gleich morgens beim Aufstehen die Intention für meinen Tag selbst festlegen kann. Im Grunde eine sehr stoische Lektion: Ich kontrolliere meinen Geist, also kann ich auch kontrollieren, welchem Gefühl ich an diesem Tag nachgehen möchte.
Jetzt entscheide ich mich dazu, an mich zu glauben. Jeden Tag aufs neue. Selbstzweifel bringen mich nicht weiter, sondern runter. Ich versuche einfach, sie zu ignorieren.
Lasst mich an dieser Stelle aber klar stellen: Grundvoraussetzung dafür dürfte sein, dass man generell an keiner psychischen Erkrankung leidet. Ich bin keine Ärztin, aber überzeugt davon, dass wir nicht alle biochemischen Abläufe in unserem Gehirn mit positiven Gedanken kontrollieren können. Wenn du das Gefühl hast, dich nicht mehr selber aus dem Tief holen zu können, in dem du bist, hole dir professionielle, vor allem ärztliche, Hilfe!
Für mich war diese Lebenslektion aber ein echter Gamechanger: Ich glaube an mich, weil ich dann mehr an mich glaube. Klingt lustig, ist aber so.
Was hast du im letzten Jahr gelernt? Schreib es in die Kommentare, damit wir alle miteinander lernen können.
Deine Anna Lena.
P.S. Hältst du dich noch an all deine guten Vorsätze? Es ist nie zu spät damit anzufangen. Kennst du schon meinen Beitrag dazu, wie du deine Vorsätze auch wirklich durchziehst? Wenn nicht, solltest du unbedingt hier klicken, um dir die Chance zu geben, deine Ziele doch noch zu verwirklichen.