Mitteilung

Die Vibration in ihrer Tasche verrät es bereits: Irgendjemand versucht entweder, sie sehnsüchtig zu erreichen oder sendet einen ganzen Schwung an Bildern auf ihr Handy. Während Jana ihrem Gesprächspartner in die Augen blickt, wandern ihre Gedanken immer wieder in ihre Handtasche. Hoffentlich ist niemandem etwas passiert. Das Gespräch wird beendet und Jana greift ohne weitere Überlegungen in die Tasche. Acht Bilddateien und dazu eine Textnachricht: „Sind jetzt auf dem Weg.“ Aha. Auf den Bildern sind ihre beste Freundin und deren Mann gemeinsam mit den zwei Hunden zu sehen. Offensichtlich machen alle gemeinsam gerade einen Ausflug nach wer-weiß-das-schon-genau. Jana schickt das obligatorische Klatschen als Antwort und stellt ihr Handy auf stumm. Für so etwas fehlt ihr gerade einfach die Zeit.

Auf dem Computerbildschirm vor ihren Augen ploppt eine E-Mail auf, die ihre Aufmerksamkeit fordert. Jana fühlt sich aus dem Rhythmus, so als würde sie im Orchester nicht im Takt spielen. Innerlich ärgert sie sich, warum sie ihr Handy überhaupt in die Hand genommen hat. Sie weiß es doch genau: Die allermeisten Nachrichten, die sie erhält, sind ungefragte Statusberichte. So als wäre Jana die Kommandozentrale, die die sozialen Kontakte, Termine und Geschäftsideen ihrer Bekannten moderieren würde. Es muss sich etwas ändern, aber dem Hamsterrad aus Erreichbarkeit und entsprechender Erwartungshaltung zu entkommen, fällt Jana schwer.

Sie blickt über ihren Bildschirm. „Wollen wir uns einen Kaffee holen? Ich kann mich gerade auf nichts konzentrieren.“, fragt sie ihre Kollegin. „Gute Idee. Dann können wir uns auch gleich über Phase Drei des Projekts unterhalten.“ Die beiden Frauen machen sich auf den Weg in die Teeküche. „Kommst du gut voran?“, fragt Jana. „Im Grunde genommen schon. Ich brauche gleich nochmal ein bisschen kreativen Input, aber dann kann es weiter gehen. Du nicht?“ – „Ach, mich lenkt immer alles so schnell ab. Ich hab eine Aufmerksamkeitsspanne, die sich oft gar nicht erst die Mühe macht, sich zu spannen.“ – „Ich kenne das. Mir hilft es, ganz klare Arbeitsphasen zu definieren und dann einfach nichts anderes zu machen.“ – „Gehört hab ich das in der Theorie auch schon ganz oft. Das funktioniert aber immer nur bis zu dem Zeitpunkt gut, bis ich eine Pause mache. Dann darf ich ja schließlich alle meine Mails und so weiter checken, oder? Und wenn ich dann wieder 20 neue Nachrichten habe, denke ich in der nächsten Arbeitsphase nur noch darüber nach.“ Jana merkt selber, wie albern sie klingt. Sie hat es selber in der Hand und ihr „Problem“ laut auszusprechen, hat ihr das gerade verdeutlicht. „Es geht doch nicht darum, wann du etwas darfst, sondern was gut für dich und deinen Flow ist, oder?“, antwortet ihre Kollegin.

Jana kann nicht verhindern, dass andere Personen ihr überflüssige Informationen ohne Mehrwert zukommen lassen. Zumindest nicht, ohne jemanden zu verletzen. Also muss sie sich selber zügeln. Sie stellt das Handy in den Flugmodus. Da bleibt es bis zum Ende des Arbeitstages, wenn sie heute noch etwas schaffen will.

Stunden später schaltet Jana das Gerät wieder an. Mehrere Nachrichten tauchen sofort auf. In einigen Chats steht zum Schluss: „Alles klar bei dir? Du meldest dich gar nicht.“ Jana schmunzelt. Sie hat heute sehr viel geschafft und war fokussiert bei der Sache. Nicht eine wichtige Nachricht hat sie verpasst. Nicht eine einzige. Während sie ihren Freunden nun gebündelt antwortet, summt sie und freut sich auf den nächsten störungsfreien Vormittag.

Lebt leuchtend, Lena.

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