Morgentau

Ganz still liegt das Feld vor ihr. Die Sonne steht noch tief über dem Horizont, aber das Licht ist bereits hell und klar. Die nackten Arme werden durch die Strahlen gewärmt. „Komm, weiter geht’s”, sagt sie zu dem weißen Labrador an ihrer Leine. Ihm fällt ihre besondere Stimme nicht auf. Er kennt es nur so. Die Grashalme des Feldwegs kleben an ihren Füßen, die in ihren bequemsten Sandalen stecken. Das Hundefell leuchtet immer genau an den Stellen etwas heller, an denen die Sonnenstrahlen sich durch die Halme arbeiten. Es ist laut und doch so wunderbar still. Um sie herum ist die Natur bereits aufgewacht.

Die Grillen zirpen und die Vögel singen. Ihre Schritte verhallen dumpf auf dem sandigen Boden. Sie hört das alles nicht. Sie kann nur die intensiven Farben und Lichtspiele wahrnehmen. Das allerdings umso besser. Ein paar Befehle an den Hund aussprechen. Mehr muss sie auch nicht. Sie sieht alles. Und der Geruch erst. Es riecht frisch und würzig. Die kleinen Grashalme und die großen Weizenhalme dünsten ihren besonderen Geruch ab, den sie nur morgens wahrnimmt. Ihr mag ein Sinn abhanden gekommen sein. Aber den wunderschönen Morgentau kann man ohnehin nicht hören.

Lebt leuchtend, Lena.

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