Einfach mal machen – Perfektionismus adé

Oder: Warum ich mich jetzt davon verabschiede, eine perfekte Mutter sein zu wollen.

Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass jede Mutter versucht, die perfekte Mutter für ihr Kind zu sein. Am liebsten sogar so perfekt, dass andere Mütter das neidisch anerkennen müssen. Ich zähle selber dazu. Letztlich versuche ich doch sogar durch diese Blogbeiträge unter Beweis zu stellen, wie toll ich das Mamasein im Griff habe.

Um das ganz klar zu sagen: Ich hab oft gar nichts im Griff. Und auch da lehne ich mich nochmal raus und sage, dass die Allermeisten das verstehen. In einer meiner Geschichten (Erfolg) habe ich eine Protagonistin sagen lassen: „Erfolg ist für mich, wenn meine Kinder abends glücklich einschlafen.” Mit diesem Charakter identifiziere ich mich sehr stark. Ich brauche weder Reichtum noch den immer nächsten Karriereschritt. Ich will einfach nur, dass mein Sohn abends glücklich einschläft. Dafür muss ich keine perfekte Bilderbuchmutter sein. Ich muss einfach nur da sein. Präsent sein (Wie du dich schnell motivierst, präsenter zu sein, erfährst du hier).
Hier kommen meine persönlichen Schritte für weniger Perfektionismus und dafür mehr Präsenz. Vielleicht findest du etwas für dich, dass du in deinen Alltag integrieren kannst oder streichen willst.

Die Anderthalb-Minuten-Regel

Ich liebe Ordnung. Am liebsten räume ich alles immer sofort wieder zurück, wenn ich es benutzt habe. Und ich mache das auch wirklich. Allerdings bleibt schon mal was liegen, wenn zwischendurch mein Sohn nach Aufmerksamkeit verlangt. Jetzt kommt meine private Perfektionismuszwickmühle: Mein pflichterfülltes Gemüt (Buchempfehlung: “Die vier Happinesstypen” von Gretchen Rubin*) verlangt danach, dass ich den Geschirrspüler noch zu Ende ausräume. Innerlich beginnt sofort der Kampf mit der Mamastimme: „Bedingungslose Liebe und Hingabe sind das A und O der Kindererziehung.” Das Ergebnis? Nicht selten habe ich versucht, mit meinem Sohn auf dem Arm, Geschirr in die Schränke zu jonglieren. Das Ganze wird durch magnetische Schranksicherungen übrigens nicht unerheblich erschwert.

Jetzt mache ich es anders: Nur noch zwei Teller wegräumen? Das mache ich und spiele dann mit meinem Kind. Was auch immer ich gerade mache, dauert länger als anderthalb Minuten? Ich lasse es liegen und kümmere mich sofort um meinen Sohn. Beides ist für mich nicht perfekt. Unordnung macht mich unruhig und mit Planänderungen kann ich nicht gut umgehen.

Wenn mein Sohn mich braucht, ist es aber natürlich wichtig, ihn nicht unnötig warten zu lassen. „Perfekt” wäre doch, mich immer sofort mit voller Aufmerksamkeit seinem Problem zu widmen. Der Kompromiss ist für mich eine Art Richtlinie. Ich kann nicht beides mit 10 von 10 Punkten auf meiner persönlichen Perfektionismusskala erfüllen. Und das ist okay so!

Der Stoizismus lehrt, dass man ein größeres Ziel verfolgen soll und das bei jeder Tätigkeit als Richtschnur nutzen soll. Mein höheres Ziel ist ganz klar: Die beste Mutter sein, die ich sein kann. Interessanterweise wohnt in diesem Satz auch gleich eine Einschränkung. „Die ich sein kann” limitiert das Ziel auf meine Möglichkeiten. Ich mag Ordnung? Ich kann nicht gut mit liegen gebliebenen Sachen und Planänderungen umgehen? Ja verdammt. Und genau deshalb kann ich nicht perfekt sein, wenn es darum geht, meinem Kind binnen Sekunden zur Seite zu stehen.

So bin ich und das sind meine Limits. Mit meiner Anderthalb-Minuten-Regel habe ich einen machbaren Weg für mich gefunden, um mein höheres Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Und wer weiß: Vielleicht wachse ich irgendwann über mich hinaus. Kleiner Profitipp nebenbei: Weniger Sachen führen auch zu weniger Chaos (Minimalismus mit Kindern).

Im Zweifel raus

Das Buch „Erziehen ohne Schimpfen“* von Nicola Schmidt hat mich motiviert, ganz und gar aufs Schimpfen zu verzichten. Viele sehr hilfreiche und praktische Tipps sind darin zu finden. Wenn mein Kind etwas älter wird, kann ich sicherlich vieles davon noch besser umsetzen, als bei einem Einjährigen. Was mich aber seit der Lektüre vor ein paar Wochen ständig im Alltag begleitet ist Nicola Schmidts Ampelsystem.

Grüner Bereich: Alles ist ruhig, entspannt und du bist als Mama gelassen. So sollte es sein.
Gelber Bereich: Dein Stresssystem fährt langsam hoch und es wird Zeit, Maßnahmen gegen den Stress zu ergreifen. Noch hast du dich aber unter Kontrolle.
Roter Bereich: In dieser höchsten Eskalationsstufe hast du dich und deine Reaktionen vor lauter Stress einfach nicht mehr unter Kontrolle.

Sobald ich merke, dass ich in den gelben (!) Bereich abrutsche, hole ich Schuhe und Sonnencreme raus und gehe mit meinem Kind spazieren. Ein langer Spaziergang beruhigt meine Sinne und mein Geist kommt zur Ruhe. In der Trage kann mein Sohn bei Bedarf kuscheln und im Kinderwagen den Möwen zusehen. Und ich? Ich atme. Ich atme tief und gehe so lange, bis mein Cortisollevel wieder runter geht.

Ja, das bedeutet, dass ich zu Hause im Zweifel Aufgaben liegen lasse. Oft gehen wir schon vormittags raus und ich schaffe es dann nicht mehr, frisches Mittagessen zu kochen. Meal Prep wäre natürlich die „perfekte” Lösung. Aber ich hab das bisher einfach nicht auf die Reihe bekommen. Ich kann nicht kontrollieren, wann mein Kind quengelt und ich gestresst reagiere. Ich kann nun meine Reaktion kontrollieren: Ausgehen und Spaß haben statt Ausrasten. Danach sind wir wieder entspannt und können nochmal von vorn beginnen.

Einfach mal machen

Vielleicht merkt man es: Ich bin ein Kopfmensch und denke viel. Ich neige dazu, lange zu recherchieren und dann irgendwann einen Plan zu entwerfen, der mir „perfekt” erscheint. Bei mir stapeln sich Bücher über alle möglichen Themengebiete, die ich mir gern erschließen möchte und ich höre ständig Podcasts. Ich plane unglaublich gern. Als ich das Bulletjournaling für mich entdeckt habe, hat mein Herz Freudentänze aufgeführt. Und was Zeitplanung angeht, würde ich immer eher zehn Minuten mehr in die Planung investieren, als später in Chaos und Stress zu versinken, weil ich mir gar keine Gedanken über den Ablauf gemacht habe. Was ich hier meine ist auch etwas anderes.

Als Mutter trage ich die Verantwortung für das Wohlergehen meines Kindes. Genauso wie der Vater natürlich, aber in diesem Beitrag geht es ja um mich als Mama. Und dafür ist es ganz wichtig, dass es mir gut geht. Ich gebe es nur ungern zu, aber manchmal hilft ein kleiner Schritt raus aus der Komfortzone und rein in den Bereich, in dem ich mich neu fühle. Denn am Ende des Tages kann ich dann sagen: Ich hab’s geschafft und bin stolz auf mich. Manche Dinge muss man einfach machen, ohne zu viel darüber nachzudenken. Einfach mal einen Blog starten, weil man das Gefühl hat, sonst könnten die grauen Zellen während der Elternzeit einrosten. Einfach mal ein neues Hobby starten und sehen, ob es einem gefällt. Einfach mal … machen. Muss ja nicht perfekt sein. Hauptsache wir haben alle Spaß. Denn glücklich lässt es sich besser erziehen.

Deine Anna Lena.

Erzähl mal, wie kommst Du entspannt und gelassen durch Deinen Mama-Alltag?

Brauchst du noch etwas Entspannung zwischendurch? Dann probiere es mal mit meinen klitzekleinen MorgenGeschichten.

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