Stoizismus, Minimalismus und Mama sein

Oder: Warum es sich lohnt, als Mutter zur Philosophin zu werden.

Welche Mutter kennt es nicht? Ich kann jedenfalls ganze Opern davon singen, wie oft ich mich gerade hingesetzt habe, weil mein Sohn noch (morgens) oder auch endlich (abends) schläft. Ich freue mich auf ein gutes Buch, auf eine Tasse Tee und dann knackt es bereits verdächtig im Babyfon. Das Kind ist wieder wach. Dabei hatte ich doch schon so einen tollen Plan für die nächste Stunde.

Kontrolle?

Jeden Morgen lese ich den Daily Stoic von Ryan Holiday. Auf Englisch – da schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Wer das Buch nicht kennt, dem lege ich es sehr ans Herz. Eine der Kernbotschaften der Stoiker: Konzentriere dich auf das, was du kontrollieren kannst. Alles, was außerhalb deiner Kontrolle liegt, muss dich nicht tangieren. Oder anders gefasst. Du musst dich zwar häufig im Leben mit Dingen außerhalb deiner Kontrolle auseinandersetzen, du entscheidest aber mit deiner eigenen Reaktion, inwiefern dich eine entsprechende Situation belastet.

Im Beispiel von oben bedeutet das vor allem, zu akzeptieren, dass die Situation jetzt eben so ist, wie sie ist. Ich kann vielleicht den Schlaf meines Sohnes nicht kontrollieren, aber es bringt weder ihm noch mir etwas, wenn ich deshalb jetzt ausraste. Gerade am Morgen, wenn alles noch voller neuer Möglichkeiten schreit, ist es doch viel zu schade, die gerade erschlafene Energie gleich wieder mit negativen Emotionen aufzubrauchen. Aus einem „Warum klappt das nicht?” oder „Ich will doch nur mal einen Moment für mich.” kann man auch ein „Es ist wie es ist. Dann freue ich mich, dass wir Zeit miteinander verbringen.” machen. Unsere Reaktion entscheidet, wie unser weiterer Tagesverlauf wird.

Glücksentscheidung

Ich übe jeden Tag aufs Neue, mich auch an dieses Credo zu halten. Leichter fällt es mir da schon, eine weitere wesentliche Lehre der Stoiker zu akzeptieren: Sei mit dem glücklich, was du hast. Glück sollte nicht im Zusammenhang mit einem Wenn-Dann-Satz stehen. Entscheide dich einfach dazu, glücklich zu sein. Ich müsste wahrscheinlich noch ziemlich lange unglücklich sein, wenn ich mein Glück beispielsweise vom Durchschlafen meines Kindes abhängig machen würde. (Frei nach dem Motto: „Wenn er endlich durchschläft, bin ich glücklich.“)

Überflüssige Konsumgüter

Glücklich zu sein, mit dem was man hat, beziehe ich für mich aber vor allem auch auf überflüssige Konsumgüter. Immer wieder stößt man zur Zeit doch auf den Begriff Minimalismus. Tolle Sache, diese Aussortierchallenges und Aufräumvideos und Alles-muss-raus-Empfehlungen. Auch ich fühle mich befreit, je weniger Blödsinn in unserem Haushalt zu finden ist und je leerer meine Oberflächen sind. Die Vorstellung von vollgemüllten Schubladen, in denen alles durcheinandergewürfelt hineingestopft wurde, bringt mich innerlich (Und manchmal zugegebenermaßen auch äußerlich, wenn ich noch an meiner Reaktion auf Dinge arbeite.) zum Rasen.

Kleidung und Spielzeug der Kinder

Allerdings habe ich als Mutter ein Problem: Kinder haben Sachen. Viele Sachen. Geburtstagsgeschenke stapeln sich neben Mitbringseln und die Wäscheberge machen deutlich: Entweder wir kaufen jetzt ein paar weitere T-Shirts und Bodys oder ich komme gar nicht mehr aus der Waschküche raus. Von der Umweltbelastung durch tägliches Wäschewaschen ganz zu schweigen. Die Lösung: Kleidung wird gebraucht gekauft und jedes Teil wird vor dem Kauf auf den eigenen Mehrwert für uns geprüft.

Das gleiche gilt für Spielzeug. Tatsächlich habe ich erst ein einziges Mal Spielzeug für meinen Sohn gekauft. Zu seinem ersten Geburtstag. Ein Teil. Mit dem er auch noch seine Feinmotorik trainieren kann. Alles andere, was mir durch Amazon & Co. vorgeschlagen wird, hätte für uns keinen Mehrwert. Mein Sohn ist bereits jetzt reizüberflutet durch all die Spielmöglichkeiten.

Akzeptanz und Verantwortung

Und wieder halte ich es mit den Stoikern und versuche etwas Minimalismus im Alltag meines Sohnes, zu verankern: Ich kann nicht kontrollieren, welche Verwandte und Freunde ihm was und wie viel zum Geburtstag oder sonstigen Anlässen schenken. Natürlich habe ich Versuche (Wunschlisten; Die Bitte, nur ein Teil zu schenken; Die Bitte, nicht jedes Mal etwas mitzubringen) unternommen. Aber gegen liebende Großeltern, Tanten, Onkel und so weiter kommt die Jungmama nicht an. Wenn mir also die Kontrolle über das Verhalten der anderen fehlt, kann ich aber wenigsten kontrollieren, was mit all den Gegenständen geschieht. Alle Spielzeuge sind sicher – und zugänglich – verstaut. Aber pro Tag sucht sich unser Sohn drei davon aus. Und spielt ganz entspannt damit. Dinge, die er nie aussucht, landen weiter hinten im Schrank und werden konsequent aussortiert.

Für mich bedeutet dieser bewusste Umgang mit Dingen besonders als Mutter, dass ich Verantwortung übernehme. Verantwortung für mein Verhalten, beziehungsweise meine Reaktion auf Dinge, Verantwortung für meine Vorbildfunktion in Bezug auf einen nachhaltigen Lebensstil und Verantwortung für die (mentale) Gesundheit meiner Familie. Soweit es in meiner Kontrolle liegt. Stoizismus und Minimalismus: Für mich ganz klar der Weg um als Mutter geduldig und gelassener zu sein.

Deine Lena.

Erzähl mal, wie kommst Du entspannt und gelassen durch Deinen Mama-Alltag?

Brauchst du noch etwas Entspannung zwischendurch? Dann probiere es mal mit meinen klitzekleinen MorgenGeschichten😉

Ein Kommentar

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert