Eisbrecher

Mit jeder Berührung der Füße auf dem Steinboden spürt Kristina ihr Herz schlagen. Schneller heben die Füße wieder ab und berühren den Asphalt, der noch dunkel von der Feuchtigkeit ist. “Warten Sie!” Sie ruft es, wie in einem schlechten Film, dem Busfahrer hinterher, der sie durch die ge­schlossene Tür nicht hören kann. Als der Bus an der nächsten Ecke abbiegt, bleibt sie lang­sam stehen.

Sie legt ihre Hand auf ihre Brust und spürt das Beben darin. Nicht nur verur­sacht durch ihren Atem. Ausgerechnet heute. Sie zieht nun die Jacke über, für die eben keine Zeit mehr war. Die Handtasche mit den Gesetz­büchern stellt sie auf dem Boden. Noch während sie die Jacke schießt, kippt die Tasche. Des As­phalt darunter ist nicht mehr nur feucht, sondern dank ihres viel zu alten und undichten Kaffeebechers auch richtig nass. Ab heute sollte doch alles anders werden. Und tropft aus ihren Büchern braunen Flüssigkeit und sie hat Schwierigkeiten damit, ruhig zu atmen, weil ihr Herz immer noch ein Buschtrommelkonzert gibt. Kristina bemüht sich, nicht die Fassung zu verlieren.

“Brauchst du Hilfe?” Die Stimme beugt sich zu ihr runter und lächelt sie an. “Oh man. Das hatte ich letztens auch. Jetzt klingt es immer so, als würde ich ne Packung Kekse öffnen, wenn ich im Gesetz blättere.” Kristina schmunzelt, lächelt sogar. Eine Fremde, die sie zum Lachen bringt. Vielleicht wird ab heute doch alles anders.

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