Ausbruch

Entlang der Straße hallen ihre schnellen Schritte von den hohen Häusern zurück. Mia läuft als würde sie verfolgt, dabei ist sie doch die Verfolgerin. Außer Atem bleibt sie stehen und stützt ihre Hände auf den Knien ab. Sie ruft: „Tommy! Tommy komm wieder her!“ Keine Reaktion. Irgendwo über ihr wird ein Fenster geschlossen. Mia bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu laufen. Und das, obwohl sie gar nicht mehr genau weiß, wo sie eigentlich ist. Hätte sie doch nur die Leine mitgenommen. Aber die liegt noch irgendwo in den Umzugskartons, die sich seit gestern in der neuen Wohnung stapeln.

Der Welpe ist noch nie abgehauen. Warum heute? Mia rennt und versucht, nicht in Panik zu verfallen. Irgendwo steckt Tommy ganz bestimmt. Wuff. Ein verdächtiges Geräusch aus dem Vorgarten rechts von ihr. Falscher Alarm. Nur ein anderer Hund, der sie schwanzwedelnd begrüßt. „Heute nicht, vielleicht ein andern mal, wenn du dich mit meinem Tommy verstehst.“ Mia dreht sich auf den Fersen um und will weiter. Da öffnet sich die Haustür. „Struppel, komm rein. Frühstück.“ Aufs Wort marschiert der Hund durch die Haustür. Sein Herrchen lächelt Mia an. „Kann ich helfen?“ – “Schön wär’s. Mein Welpe ist weggelaufen und ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr so genau, wo ich bin.“ Mia ist den Tränen nahe.

„Also hier bist du in der Mozartstraße und ist dein Welpe zufällig ein kleiner braun-schwarzer Mischling mit rotem Halsband?“ Mias Herz macht einen Hüpfer. „Ja, auf dem Halsband steht Tommy – sein Name.“ Ihr Gegenüber lächelt. „Dann komm mal mit rein. Ich hab den kleinen Streuner bei unserer Morgenrunde aufgelesen. Dann kann ich ja wieder beim Tierheim anrufen, dass ich dich gefunden habe.“ Tausend Steine fallen von Mias Herz. Sie fährt sich einmal mit der Hand durch die Haare und folgt ihm. In der Küche sitzt Tommy und bellt einmal vor Freude auf, als er Mia sieht. „Vielen, vielen Dank!“ – „Nichts zu danken. Ich bin übrigens Micha. Magst du einen Kaffee mit mir trinken?“ Manchmal passiert etwas Ungeplantes, Unerwartetes oder Unerwünschtes und führt dann doch zu genau dem Punkt, an dem man sein soll.

Lebt leuchtend, Lena.

P.S. Hat Euch der Beitrag zum Lächeln gebracht? Was hat Euch gefallen und was vielleicht auch nicht? Ich freue mich auf Euer Feedback in den Kommentaren oder per Kontaktformular.

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