Elternliebe

Patsch. Patsch. Patsch. Etwas feuchtes, warmes klatscht immer wieder auf Bonnies Gesicht. Die Hände ihres Sohnes arbeiten sich langsam von ihrem Kinn bis zu ihren Wimpern. Sie öffnet die Augen vorsichtig und schielt zum Wecker. Fünf Uhr. „Ein kleines bisschen noch.“, murmelt sie und weiß dabei doch genau, dass der Versuch zwecklos ist. Der Klang ihrer Stimme macht ihren Sohn erst richtig munter, der jetzt anfängt aufgeregt im Vierfüßlerstand neben ihr auf und ab zu wippen. Die Nacht ist vorbei – keine Frage. Sie macht die Augen ganz auf und sagt: „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“ Als Antwort landet eine Hand in ihrem sprechenden Mund. Offensichtlich ja. Bonnie sammelt sich, nimmt ihr Kind auf den Arm und verlässt das Schlafzimmer. Der Tag kann beginnen.

„Hätte ich vor zehn Monaten gewusst, was er für ein Typ ist, hätte ich auch Angst gehabt.“, sagt Bonnies Freund, während sie ihrem Sohn einige Minuten später dabei zusehen, wie dieser sich immer wieder am Sofatisch hochzieht. Bonnie sieht in von der Seite an. „Du hast doch immer gesagt, wie krass es ist, dass die uns im Krankenhaus einfach dieses Baby mitgegeben haben.“, beginnt er. „Jetzt weiß ich, warum. Am Anfang war er ja nur da, zwar zerbrechlich, aber jetzt merkt man richtig, was für ein Minimensch er ist. Also klar, das war er am Anfang schon. Aber jetzt? Guck ihn dir doch an.“

Bonnie muss lächeln, während sie ihren sehr frühen Morgenkaffee trinkt. Ihr Freund hat Recht und versucht, in Worte zu fassen, was man nicht in Worte fassen kann. Die Liebe zum eigenen Kind wächst jeden Tag und damit auch die Sorge. Exponentiell zum körperlichen Wachstum des Kindes und zur geistigen Entwicklung. Der Charakter des Kindes scheint jeden Tag seines Lebens mehr durch und man kann gar nicht anders, als sich immer mehr zu verlieben. Da stört es auch nicht, wenn man morgens von feuchtwarmen Händen im Gesicht geweckt wird.

Ihr Sohn steht am Tisch. Lässt los. Steht jetzt frei und guckt Bonnie mit großen Augen an. Plumps. „Macht nichts, nächster Versuch.“, ermutigt Bonnie ihn lachend. Sie ist unglaublich stolz. Auf ihn, aber auch auf sich. Diesen Menschen hat sie mit erschaffen und und zieht sie mit groß. Auch sie kann es immer noch nicht fassen. Aus dem kleinen zerbrechlichen Neugeborenen ist binnen eines Augenaufschlags ein festes Mitglied ihrer Familie und eine Konstante in ihrem Leben geworden, die sie nie wieder missen will.

Mit hocherhobenen Kopf krabbelt ihr Sohn auf die beiden zu. Er steuert direkt auf seinen Vater zu, der ihn auf den Arm nimmt. „Na, großer Mann? Was habt ihr heute vor? Einen Ausflug zum Spielplatz?“ Bei dem Wort wird ihr Sohn hippelig und beginnt zu grinsen. Er versteht schon sooo viel. Wie jede Mutter ist auch Bonnie von ihrem Exemplar besonders begeistert. Sie sieht ihren Freund an, der seinem Sohn gerade erklärt, warum Babys noch keinen Kaffee trinken dürfen. Diesen Teil versteht ihr schlaues Kind leider überhaupt nicht. Ihr Freund nimmt sich Zeit für die kleine Familie. Dafür ist sie jeden Tag dankbar. Aus ihrem Bekanntenkreis weiß sie, dass es auch anders sein kann. Seitdem sie zu dritt sind, dreht sich alles um ihren Sohn und trotzdem haben sie als Paar zusammen die bisherigen Herausforderungen angenommen und gemeistert, die sie auf ihrer Elternreise begleiten. Auch darauf ist Bonnie stolz.

Manchmal genügt es schon, wenn man innehält und sich fragt: Kann ich dankbar sein? Die Antwort ist in den allermeisten Fällen ein deutliches „Ja!“. Bonnie kann und ist dankbar: Für ihren Freund, der nicht nur ein wunderbarer Vater, sondern auch für sie immer der perfekte Mann ist. Bonnie ist dankbar für ihr kleines Wunder, das sie morgens um fünf weckt, weil er eben gern Zeit mit seinen Eltern verbringt. Bonnie ist dankbar. „Noch Kaffee?“, fragt sie ihren Freund und beginnt summend, die Becher nochmal aufzufüllen. Dankbarkeit schließt Müdigkeit nicht aus.

Lebt leuchtend, Lena

P.S. Hat Euch der Beitrag zum Lächeln gebracht? Was hat Euch gefallen und was vielleicht auch nicht? Ich freue mich auf Euer Feedback in den Kommentaren oder per Kontaktformular.

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