Heimweh

Die Straße, in der Kristina wohnt, ist hübsch aber riesig. Sie kann hier alles erledigen und fühlt sich trotzdem abgeschnitten – als wäre sie von der Außenwelt isoliert. Dabei geht sie jeden Tag zur Arbeit durch die Häuserschlucht. Während Kristina die Straße entlang geht, lauscht sie der wohltuenden Musik aus ihren Kopfhörern, damit sie den Straßenlärm nicht wahrnehmen muss. Die Band kommt aus ihrer Heimatstadt. So blendet sie die neue Umgebung vollkommen aus und ihr Herz wird etwas leichter.

Das melancholische Gefühl in letzter Zeit – seit ihres Umzugs – trägt sie sowieso überall mit hin. Jeden Tag telefoniert sie mit ihrer besten Freundin, aber nichts hilft: Am liebsten würde Kristina sofort wieder ihre Koffer packen und nach Hause fahren. In der Fremde kommt sie nicht zur Ruhe. Ihr Handy vibriert. Der Akku ist leer. Sie atmet ein, seufzt und steckt Handy und Kopfhörer in die Tasche. Einfach schnell zur Arbeit – da kann sie den Akku wieder laden.

„Was für ein schöner Tag heute! Finden sie nicht auch?“, fragt sie jemand. „Ja, schon…“ Kristina blickt auf und sieht einen freundlich blickenden Mann vor sich, der sich schützend eine Hand vor das Gesicht hält, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Der Blumenhändler von Gegenüber. „Möchten Sie die hier zur Feier des Tages mitnehmen?“, fragt er Kristina und zeigt auf einige Blumen. „Nein danke.“ – „Ich schenke sie Ihnen.“ – „Ähm, darf ich fragen wieso?“ – „Kundenbindung“, zwinkert er. Kristina lacht: „Na dann, nehme ich sie gern.“ Kristina geht mit den Blumen in der Hand weiter. Sie atmet den Duft der Blumen und des einkehrenden Frühlings ein. Die Häuserfronten scheinen zu strahlen. Kristina hört das erste Mal die Vögel in dieser neuen, nicht mehr ganz so fremden Stadt zwitschern. Sie fühlt sich leichter und summt vor sich hin. Auch in der Ferne kann man Vertrautheit und Geborgenheit schaffen.

Lebt leuchtend, Lena.

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