Konzentration

Die Tischplatte hängt etwas durch an der Stelle, an der sie sitzt. Ein Tintenfleck hat sich tief in die Holzmaserung gefressen. Saskia weiß, dass sie jetzt anfangen sollte, aber sie legt zum sechsten Mal das Buch im rechten Winkel zur Tischplatte, den weißen Bogen Papier darunter und die drei Stifte rechts daneben. Es ist still. Das Fenster geschlossen, kein Radio im Hintergrund und auch die Klimaanlage hat sie auf die leiseste Stufe gestellt. Sogar die Klingel ist ausgeschaltet. Saskia nimmt einen Schluck Tee aus ihrer Tasse und lässt den fruchtigen Geschmack einen Moment auf der Zunge, bevor die warme Flüssigkeit langsam ihr Inneres durchfließt.

Sie klatscht einmal mit beiden Händen auf ihre Wangen und sagt laut „Fang an!“. Und als hätte jemand anderes ihr den Befehl gegeben, beginnt sie mit ihrer Aufgabe. Sie fliegt mit dem Stift über das Papier und fertigt die Illustrationen als hätte sie nie etwas anderes gemacht – als wäre sie dafür geboren. Stunden später, viele Teetassen weiter hebt sie den Blick vom Bogen. Neben ihr liegen Anspitzreste des Bleistifts auf dem Tisch. Sie kann sich gar nicht erinnern, überhaupt einen Anspitzer benutzt zu haben. Wie aus dem Tiefschlaf erwacht, reibt sie sich die roten Augen und massiert dann kurz ihren Nacken. Sie steht auf und nickt. „Gut gemacht.“ Manchmal muss man einfach nur anfangen. Und manchmal darf man sich auch selber loben. Und immer sollte man stolz auf sich sein.

Lebt leuchtend, Lena.

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