Nein

Katharina blickt kurz aus dem Fenster und widmet sich dann ihrem Schreibtisch. Heute hat sie einiges vor. Es ist 6:30 Uhr. Die Sonne ist noch lange nicht aufgegangen und sie will noch so viele Aufgaben wie möglich erledigen, bevor ihr Chef kommt. Nebenan im Büro brennt auch schon Licht. Sabrina fängt ebenfalls immer in aller Herrgottsfrühe an. Katharina hat schon mehr als einmal gedacht, ob sie wohl den gleichen Elan zeigen müssten, wenn sie Männer wären. Ihr Chef ist erbarmungslos. Sie beneidet Sabrina insgeheim um ihr Organisationstalent. Wie schafft sie das nur die ganze Zeit? Einmal in der Kantine hat sie sie gefragt. „Multitasking Baby, #Multitasking“ war die Antwort, die Sabrina zwischen zwei Salatblättern gab. Katharinas Konzentration reicht gerade mal so weit, dass sie sich genau einer Aufgabe zur Zeit widmen kann. Dafür schämt sie sich heimlich, aber irgendwie schafft sie es ja auch so.

Der Vormittag plätschert dahin und Katharina geht pünktlich zum Essen. Sie unterhält sich mit anderen Kollegen über ein neues Projekt, das offensichtlich ausschließlich von Sabrina bearbeitet werden soll. Krass, woher sie die Zeit und Energie immer nimmt. Nach dem Mittagessen macht sich Katharina zurück an die Arbeit. Durch ihre Glastür sieht sie, wie Sabrina das Gebäude schon am frühen Nachmittag wieder verlässt. Wie ungewöhnlich. „Kommst du bitte sofort in mein Büro“, fragt ihr Chef am Telefon. Carmen macht sich umgehend auf den Weg. „Du musst Sabrinas neues Projekt übernehmen.“, sagt er, während sie noch halb in der Tür steht. „Wieso?“ – „Weil ich es sage.“ – „Ok, in acht Wochen habe ich Zeit.“ Ihr Chef wirkt zerknirscht. Er nickt und sagt: „Na schön, ich sage es dem Klienten.“

Summend geht Katharina zurück in ihr Büro. Sie kann zwar kein Multitasking, aber sie kann Nein sagen. Sie lebt schließlich nicht, um zu arbeiten.

Lebt leuchtend, Lena.

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