Profimütter

Guck Mama, ein Metter-Ing!“, ruft die 2-Jährige Sophie über den Spielplatz. Ihre Mutter winkt ihr zu und ruft: „Ja prima!“ Neben Karlotta sitzt Josefine, die nun fragt: „Willst du sie gar nicht korrigieren?“ – „Ach, sie hat doch gerade so viel Spaß und sie versucht ja das richtige Wort zu sagen. Schmetterling ist wirklich kein einfaches Wort. Das kommt schon noch.“, antwortet Karlotta und sieht ihrer Tochter weiter beim Spielen zu. „Stimmt, muss ja auch jeder so machen, wie er meint.“, gibt Josefine zurück. Die beiden Freundinnen kennen sich schon seit langem und erleben nun gemeinsam das Muttersein. Die wöchentlichen Spielplatzbesuche ihrer Kinder können sie wunderbar mit einem Kaffee und etwas Plauderei verbringen.

Plötzlich springt Josefine auf und ruft laut: „Maximilian geh sofort weg da!“, ihr Sohn hat sich gerade bedrohlich nah der Kante des Klettergerüsts genähert. Doch Maximilian fällt schon. Beiden Müttern bleibt das Herz stehen. Maximilian steht auf, als wäre nichts gewesen und fängt trotzdem an zu weinen. Er läuft auf Josefine zu: „Mama…“ Josefine nimmt ihren Sohn auf den Arm und versucht vergeblich, ihn zu beruhigen. „Hast du vielleicht einen Keks oder so dabei?“, fragt sie Karlotta während sie schnell ihren Rucksack nach etwas zur Ablenkung durchsucht. Karlotta fragt: „Also ich würde an deiner Stelle einfach ganz ruhig bleiben. Deine Ruhe strahlt dann auf ihn ab.“ Zwischenzeitlich hat Josefine schon ein paar Maiscracker gefunden. Maximilian ist schlagartig abgelenkt und knabbert zufrieden darauf herum. Während er zurück zu Sophie zur Schaukel läuft, setzen sich die beiden Frauen wieder. „Machst du das immer so? Ihn mit Essen ablenken, wenn er sich weh tut?“ – „Je nach Situation. Warum?“ – „Nur so, das muss jeder selber wissen. Ich würde es anders machen, aber ist schon gut.“ Einige Minuten später löst sich das Spieldate auf und alle gehen ihrer Wege.

Spät am Abend fühlt Karlotta sich neben der Spur: Die Stimmung zwischen ihr und Josefine zerrt an ihren Nerven. Warum muss das so sein? Beide wollen für ihre Kinder nur das beste. Beide sind für das eigene Kind jeweils die beste Mutter. Sie ruft Josefine an und sagt ihr genau das und noch mehr: „Das schlimmste ist, dass ich gerade wirklich unsicher bin, ob ich Sophie sprachlich genug fördere. Und dabei versichert mir den Kinderarzt doch ständig, dass alles prima entwickelt ist. Und wenn ich raten soll, fragst du dich gerade, ob du Max mit Essen beruhigen solltest. Das ist doch echt Blödsinn. Wir sind Freundinnen. Wir sollten uns nicht passiv-aggressiv verhalten, als hätten wir die Mamaweisheiten alle für uns alleine gebunkert. Meinst du nicht auch?“

Beim nächsten Spieldate sitzen die beiden Mütter entspannt nebeneinander und hören den ersten Insekten beim morgendlichen Summen zu. Diesmal betrachten beide den jeweils anderen Erziehungsstil als Inspiration und nicht als Wohltätigkeitsprojekt.

Lebt leuchtend, Lena.

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