Spiegelbild

Wow, so möchte ich auch werden“, sagt ihr Tochter zu ihr und zeigt auf ein Foto, das sie gerade auf ihrem Smartphone vergrößert. Zu sehen ist ein Model, dass auf dem Bild tatsächlich wunderschön aussieht. Odette fragt: „Wieso möchtest du denn so sein?“ – „Mama, guck doch Mal genau hin. Die ist super schön und offensichtlich reich. Naja, sie ist ja auch ein Model, die sind alle reich.“ Celine zuckt mit den Achseln. „Aber ich kann das eh nicht. Sandra aus der Parallelklasse könnte das. Die ist wirklich hübsch, aber ich bin nicht schön genug dafür.“

Ihre Tochter wirkt bei diesem Satz weder traurig noch enttäuscht. Eher realistisch. Eine Elfjährige, die sich realistisch nicht für schön genug hält? „Komm mal mit.“ Odette stellt sich mit Celine vor den großen Spiegel im Schlafzimmer: „Sieh hin. Du bist wunderschön, so wie du bist. Du bist weder zu dünn, noch zu dick. Du bist nicht zu groß oder zu klein. Du hast weder zu kurze noch zu lange Haare. Deine Augen stehen nicht zu eng zusammen und sind nicht zu glubschig. Du bist gut so, wie du bist, weil es gar kein zu klein, zu groß, zu dick oder zu dünn gibt. Es gibt nur Dich und viele andere, vergiss das nie! Alles an dir ist so, wie es gehört. Sieh genau hin. Das bist Du und Du bist wunderschön. Ich wünsche mir, dass Du dich jeden Morgen vor den Spiegel stellst und bewunderst. Es geht im Leben nicht darum, einer Norm hinterherzujagen, sondern selber die Norm zu sein.“ Celine guckt ihre Mutter mit großen Augen an und lächelt, während Odette ihr summend die Haare kämmt. Manchmal reicht es, wenn der Blick neu scharf gestellt wird.

Lebt leuchtend, Lena

P.S. Hat Euch der Beitrag zum Lächeln gebracht? Was hat Euch gefallen und was vielleicht auch nicht? Ich freue mich auf Euer Feedback in den Kommentaren oder per Kontaktformular.

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