Marie hat ein Ziel vor Augen. Ein klares Ziel. Dafür steht sie jeden Morgen pünktlich um fünf auf, zieht sich an und beginnt ihren Tag mit einigen Sonnengrüßen auf der Yogamatte. „Marie, kannst du bitte nicht ganz so laut sein?“, ihre Mitbewohnerin sieht in die Küche, während Marie sich gerade mit dem kleinen Espressokocher den ersten Kaffee kocht. Sonja sieht zerknauscht aus. „Oh ja, tut mir leid. Ich war gerade so in Fahrt.“ Marie nimmt den Kocher von der Herdplatte, gießt sich den Kaffee ein, lächelt Sonja nach, die wieder in ihr Zimmer verschwunden ist und geht auf den kleinen Balkon. Marie sitzt auf dem etwa zwei Quadratmeter großen Balkon und blickt auf die Straße. Altbauten reihen sich hier dicht an dicht nebeneinander und am Straßenrand sind die Autos zusammengequetscht eingeparkt.
Marie will mehr. Sie will mehr als diese WG, aus der sie herausgewachsen ist. Zurück in ihrem Zimmer, öffnet Marie ihren Computer und beginnt, E-Mails zu beantworten. Eines Tages wird Marie ihr eigenes Lifestylemagazin im Hochglanzformat herausbringen. Eines mit Bedeutung.
Sie glaubt an sich. Früher hat sie bis mittags geschlafen und ist jeden Abend mit Freunden unterwegs gewesen. Ihr Lebensstil hatte sich ihren Gewohnheiten angepasst, die von „alle zwei Wochen Wäsche waschen“ bis hin zu „jeden Nachmittag zwei Stunden Fernsehen“ reichten. Irgendwann hatte Marie ihr Leben nicht mehr im Griff, sondern ihr Leben sie. Während sie einigermaßen ziellos durch einen Berg aus Schundblättern blätterte, kam ihr plötzlich der Gedanke: „Das muss doch auch besser gehen. Warum macht das keiner? Ich könnte das besser.“ Und da hatte sie ihr Ziel. Seit diesem Tag stellt sie sich jeden Abend die gleiche Frage: Dienen meine Gewohnheiten noch meinem Ziel?
Lebt leuchtend, Lena.
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