Ich mag mich nicht auf Social Media.

Warum ich es trotzdem mache

Das hier wird der wohl persönlichste Blogbeitrag, den ich bisher geschrieben habe. Und ein Neuanfang für mich. Ich bin Autorin und Mentaltrainerin, bin Volljuristin und Mutter. Ich bin das alles und will das alles sein. Es füllt mich aus und ist mir nicht zu viel. Aber sobald ich beginne, meine Produkte, vollkommen egal ob meine Bücher oder meine Produkte für die Studienstart Academy, auf den sozialen Medien zu bewerben, passiert etwas Furchtbares: Ich fühle mich schlecht.

Druck zur Regelmäßigkeit

Ich spüre sofort den Druck, mehr zu posten. Das Posten und Darstellen auf Social Media zu einer Gewohnheit zu machen. Denn nein, es genügt ganz offensichtlich nicht, einfach nur einen Monat Content vorzubereiten, zu planen und dann zu posten. Es muss bitte auch noch regelmäßig etwas valides in den Storys stehen. Regelmäßigkeit wird im Allgemeinen ganz groß geschrieben, wenn man Social Media Experten glauben darf. Und ich verstehe das komplett. Ich habe auch schon Accounts entfollowed, weil sie monatelang nichts gepostet haben.

Aber es macht mich krank. Es macht mich krank, dass ich mich genötigt fühle, ständig zu checken, wie oft was angeguckt wurde.

Persönliches und Privates

Es geht nicht darum, irgendeinem Algorithmus die Schuld in die Schuhe zu schieben. Im Gegenteil: Der kann mir ja erst helfen, dass die richtigen Personen meinen Content überhaupt sehen. Es geht auch nicht darum, Angst davor zu haben, gesehen zu werden. Ich will mit meinen Themen gesehen werden. Was ich aber nicht will: Mein Privatleben auszubreiten. Da habe ich eine wunderbare Unterscheidung gehört, nämlich Persönliches und Privates. Persönliches ist meine Persönlichkeit. Privates ist mein Leben und das geht niemanden etwas an. Und was mache ich, wenn mein Leben ganz überwiegend aus Privatleben besteht? Mein Leben ist abwechslungsreich, spannend, traurig, lustig, alles. Aber es ist privat.

Und mein Arbeitsleben, also der Teil, den ich potenziell gepaart mit meiner Persönlichkeit teilen könnte? Der ist ehrlich gesagt stinklangweilig. Ich sitze am Computer und tippe. Ok und manchmal sitze ich draußen und schreibe etwas mit der Hand. Für die Academy drehe ich noch einige Videos als Kursinhalte. Aber im Wesentlichen mache ich jedes Mal das Gleiche: Recherchieren und Schreiben und darüber sprechen.

Kostenlose Inhalte und nachhaltiges Marketing

Ich kann ja einfach über meine Inhalte sprechen? Das ist die Idee, oder? Dass wir alle im Internet unsere Expertise zum Nulltarif anbieten. Bullshit ehrlich. Ich schreibe doch keine Bücher, damit sie dann komplett kostenfrei gelesen werden können. Hin und wieder etwas darüber zu erzählen, gern. Aber mehr geht halt nicht. Denn: Wenn ich Bücher schreiben will, habe ich die Zeit für kontinuierliches Selbstdarstellen auf Social Media halt nicht.

Und ich finde die Idee, mein Marketing allein zu machen, nicht nur aus dem Grund gut, weil ich einfach nicht das Geld für einen Social Media Manager habe. Sondern auch, weil ich gern neue Sachen lerne und mein Ehrgeiz geweckt ist, das auf die Reihe zu kriegen. Ich will unbedingt besser werden. Will coole Beiträge schreiben, authentisch sein und außerdem auch noch viral gehen. Versteht sich von selbst. Ich will meine Bücher verkaufen. Ich will meine Online-Kurse für die Academy verkaufen. Natürlich will ich das. Ansonsten hätte ich mit absoluter Sicherheit keine Accounts auf irgendwelchen Plattformen.

Verdammter Perfektionismus

Allerdings führt uns das direkt ins Problem: Ich würde es so gern gut machen. Mir fehlen aber schlicht die Ressourcen. Ich bin möglicherweise einfach nicht resilient genug. Übrigens habe ich glaube ich noch nicht einen negativen Kommentar aushalten müssen. Es halt also nichts mit Shitstorms oder ähnlichem zu tun. Es ist das Desgin der Apps. Der Suchtfaktor. Die Überzeugung, nicht genug zu sein, sobald ich anfange, damit zu arbeiten. Ich vergleiche mich nicht mal mit anderen. Meine eigenen Zahlen genügen vollkommen, um mich unglücklich zu machen. Nicht, weil sie so schlecht sind, sondern einfach, weil ich sie immer und immer wieder kontrolliere. Als würde sich mein Gemütszustand automatisch bessern, wenn ich ein weiteres Herz erhalte. Psychologisch weiß ich sehr genau, was da in mir passiert. Aber es schockiert mich jedes Mal wieder, wie schnell das geht.

Also: Was will ich eigentlich sagen? Ich will das nicht. Und will es doch. Ich bin voll drin in der Social Media Maschinerie, obwohl ich mit fast 32 eigentlich klüger sein sollte. Die Lösung für mich: Ich konzentriere mich auf das, was ich kann: Schreiben. Mehr Blogposts vielleicht und mehr ehrliche Einblicke in meinen Gemütszustand, aber ohne Privatleben. Und das teile ich dann wahrscheinlich auf Social Media.

Ich will echte Gespräche.

Denn: Social Media ist, wenn es der Ursprungsidee entspricht immer noch genial: Soziale Verbindungen knüpfen mit Menschen, die man sonst nicht erreichen könnte. Aber dreh den Spieß doch bitte einen Moment mit mir um: Würdest du in einem Café, wenn du das allererste Mal jemanden triffst und somit in sozialen Kontakt trittst, als erstes erzählen, welche To-Do’s du heute hast? Würdest du als erstes das beste Licht suchen und deine Schokoladenseite mit einem Lächeln präsentieren? Würdest du als erstes breit lächelnd verkünden, was für einen Sieg du heute schon errungen hast? Vermutlich nicht. Weil das nicht ist, wie wir Menschen eigentlich miteinander kommunizieren.

Also bitte: Wenn du das hier liest und echten Kontakt mit einem echten Menschen suchst, zögere nicht und schreib mir eine Nachricht. In den Kommentaren oder direkt. (Denn seien wir nochmal ehrlich: Normalerweise unterhält man sich ja so, dass einem im Café am Nachbartisch nicht alle hören können…) Vielleicht hilfst du mir ja damit dabei, den Spaß an Social Media zu entdecken und zur Ursprungsidee zurück zu kehren…

Ich bin gespannt, deine Anna Lena

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